#09 Gestik, Mimik und Emotionen bei Videokonferenzen

Hörerfeedback und Fragen

In dieser Episode greife ich das Thema „digitaler Stress“ noch einmal auf. Denn es gab nach der letzten Episode #08 mit Dr. Johanna Renker (TBS NRW) einige Feedbacks von euch und spannende Hinweise.

An dieser Stelle erst einmal vielen Dank für eure zahlreichen Mails. Da habe ich mich wirklich sehr drüber gefreut. Ein paar davon möchte ich gerne kommentieren.

Martin Hoffmann Coach und Trainer
Martin Hoffmann Coach, Neue Blickrichtung Düsseldorf

Henri schreibt: „Hi Martin, ich fand die letzte Episode super, weil ich auch im IT-Support arbeite und mich kotzen die Videokonferenzen langsam an. Denn ich habe das Gefühl, dass dieses Tool nur genutzt wird, weil es gerade „en vogue“ ist und nicht, weil es Sinn macht. Ich bin dazu übergegangen, das Video auszuschalten, um mich besser auf die Inhalte konzentrieren zu können. Macht das Sinn?“

Ähnlich äußern sich auch Katharina und Timo, die derzeit beide im Homeoffice sind: „Hi Martin. Toller Podcast. Das, was wir sonst schnell zwischen Tür und Angel besprochen haben, benötigt nun einen Termin im Kalender. Die Kalender sind allerdings voll von Terminen, so dass wir oft auf wichtige Informationen warten müssen. Und in Videokonferenzen sind viele Leute dann abgelenkt, hören gar nicht richtig zu oder nehmen gar nicht erst teil. Was können wir tun?“

Kluges Zeit- und Prioritätsmanagement

Katharina und Timo beschreiben ein Phänomen, was in der analogen Welt auch schon immer allgegenwärtig war. Nämlich die Herausforderungen beim Prioritäts- oder Zeitmanagement. Dr. Johanna Renker empfahl in der letzten Episode: „Mut zur Entscheidung zu haben und Kommunikationsregeln festzulegen.“

Wie oft kommt es vor, dass Menschen in Meetings an ihrem Handy oder Laptop rumspielen, ohne wirklich zuzuhören. Ich stelle mal provokativ die Frage: „Warum soll das in einem Videocall nun anders sein?“ Ich kann ja im Browser parallel noch Chatten oder Mails bearbeiten oder was auch immer tun. Und das bekomme ich noch nicht einmal mit, weil es ja unsichtbar ist. Ich habe auch schon erlebt, dass Leute zwischendurch aufstehen und irgendwo verschwinden. Im analogen Raum, würden sie sich vielleicht nur einen Kaffee eingießen und trotzdem aufmerksam sein. Das sehe ich in dem kleinen Kameraauschnitt aber nicht und das kann verstören.

Ich denke, dass es eine gute Chance ist, noch einmal über das gemeinsame Miteinander zu sprechen. Wie wollen wir Calls abhalten? Was brauche ich? Was ist mir wichtig? Was kann ich tun, um Mehrwerte zu liefern?

Gestik und Mimik in Videokonferenzen

Videokonferenzen sind für mich auch manchmal ermüdend und ich habe mir die Frage gestellt, warum das eigentlich so ist? Welche Komponenten spielen da eine Rolle?

Halten wir zunächst fest: Die Technik schränkt (noch) die nonverbale Kommunikation ein.

Es fehlen Gestiken, weil ich nicht den ganzen Menschen sehen kann. Zudem ist Augenkontakt auch schwierig, denn wenn ich auf den Bildschirm gucke, schaue ich nicht in die Kamera und wenn ich in die Kamera schaue, sehe ich die Augen meines Gegenübers nicht. Wir können uns nicht die Hand geben und viele Emotionen bleiben verborgen. Die Kommunikation insgesamt ist faktisch anders innerhalb der digitalen Welt. Das muss aber kein Nachteil sein.

Ich bin auf eine interessante Studie von dem Psychologen Michael Kraus gestoßen. Er ist Professor an der Yale University, School of Management und er hat untersucht, wie Menschen die Emotionen ihres Gegenübers am besten wahrnehmen können.

In verschiedenen Experimenten wurden Einzelpersonen gebeten, entweder mit einer anderen Person zu interagieren oder ein Gespräch zwischen zwei anderen Personen zu beobachten. In einigen Fällen konnten die Teilnehmer nur zuhören und nichts sehen. In anderen konnten sie zusehen aber nicht zuhören und einige Teilnehmer durften sowohl zusehen als auch zuhören.

Emotionen werden über die Stimme besser erkannt

Ergebnis der Studie ist, dass die Personen, die nur zugehört haben, ohne eine Gesichtsmimik oder Körpersprache zu beobachten, die Emotionen der anderen Personen im Durchschnitt genauer identifizierten.

Laut der Studie überträgt die Stimme einen Großteil des Inhalts, der notwendig ist, um die Emotionen anderer Menschen wahrzunehmen. Und wenn wir nur auf die Stimme zugreifen können, wie zB. beim Telefonieren, kann uns die Mimik auch nicht ablenken oder irreführende Signale senden.

Zusammengefasst könnte man also sagen: Wenn wir die Emotionen unseres Gegenübers erkennen möchten, kommt es besonders aufs Zuhören an.

Mein Fazit:

  1. Immer wieder Prioritäten setzen und gemeinsam definieren, wie Kommunikation ablaufen soll.
  2. Videos übertragen nonverbale Signale nur eingeschränkt aber
  3. Die Konzentration auf die Stimme kann hilfreich sein, den anderen besser zu verstehen.

 

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Herzliche Grüße und bleibt zuversichtlich.

Martin

Martin Hoffmann

Wirtschaftspsychologe (B.Sc.) Trainer, Coach

Wirtschaftspsychologe (B.Sc.) Trainer, Coach

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Als praxiserfahrener Wirtschaftspsychologe, Coach und Trainer berate ich seit 2012 Organisationen und Menschen bei der Umsetzung von Entwicklungsprozessen und Trainingsmaßnahmen. Nach einer ausführlichen Analyse der individuellen Rolle im Team und der Organisation gebe ich konkrete Handlungsempfehlungen, die pragmatisch und sinnvoll umsetzbar sind.

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